Schrott-PC zum Gaming PC upgraden? Das 100€ Experiment

Alte Computer gibt es in Deutschland massenhaft. Zehntausende Schrott-PCs stehen in deutschen Haushalten, Kellern und Betrieben herum. Manche davon werden noch genutzt, der Großteil verstaubt. Dabei haben diese Computer oftmals noch eine Zukunft.
Teilweise direkt, weil die verbaute Hardware für den Anwendungszweck noch ausreichend ist, teilweise indirekt, indem man einige Teile austauscht, um das Gerät wieder flott zu bekommen.

Der Schrott-PC: Die Ausgangssituation

Eine Bekannte war auf der Suche nach einem spieletauglichen PC für ihren Sohn. Es sollte ein preiswertes Modell sein, ein Neukauf kam nicht in Frage. Der Sohn hatte bereits einen Computer, der allerdings in Spielen und auch im Anwendungsbetrieb schwächelte.

Schrott-PC: Technische Datenr

Ein kurzer Blick in HWInfo zeigte, dass der PC generell keine schlechte Plattform ist. Der verbaute Intel Xeon E3-1225v3 stammt aus der gleichen Generation wie die Intel Core Prozessoren aus der 4000er Serie und verwendet ebenfalls den Sockel 1150. Bei dieser Generation war es so, dass die i5 CPUs zwar ebenfalls 4 Kerne nutzten, aber auf Hyperthreading verzichten mussten und somit keine 8 Threads zur Verfügung hatten. Gerade diese 8 Threads sind aktuell durchaus noch ausreichend, wenn man nicht unbedingt topaktuelle Titel in hohen Details spielen möchte. Das schöne daran ist: Sowohl die i7 Prozessoren aus dieser Generation als auch die fast baugleichen Xeon-Prozessoren bekommt man auf Kleinanzeigen relativ preiswert.

Zum Prozessor gesellte sich ein 8GB DDR3 Riegel und eine GTX 750TI als Grafikkarte. Da es sich hierbei um eine Workstation von Dell handelte, war das Netzteil leider etwas knapp bemessen und stellte außerdem keinen Stromanschluss für PCIe zur Verfügung. Dies musste ich bei der Auswahl der „neuen“ Grafikkarte beachten.

Das wohl schlimmste „Feature“ des PCs war die fehlende SSD. Es war lediglich eine klassische HDD verbaut, auf der Windows und alle Anwendungen installiert waren. Dies machte die Nutzung extrem träge, den Bootvorgang sehr langsam und insgesamt war die Arbeit an dem PC kein Vergnügen.

Schrott-PC: 3D Mark vor dem Upgrade

In einem 3D Mark TimeSpy Run vor dem Upgrade konnte der PC 1354 Punkte erzielen. Aufgrund der fehlenden SSD war die gefühlte Performance jedoch nochmals deutlich niedriger.

Die Upgrades

Also machte ich mich auf die Suche nach möglichen Upgrades. Einen weiteren 8GB DDR3 Riegel und eine 500GB Samsung 850 Evo SSD hatte ich noch bei mir als Gebrauchtware im Lager. Beim Prozessor konnte ich auf Kleinanzeigen einen Intel Xeon E3-1230v3 zum unglaublichen Preis von 26€ finden. Diese CPU ist vergleichbar mit einem Intel Core i7 4770 und liegt preislich normal eher im Bereich um 40-45€. 4 Kerne, 8 Threads und 3,2GHz Basistakt sollten auf jeden Fall ausreichend für die gewünschten Spiele sein.

Bei der Grafikkarte setzten sowohl das verfügbare Budget von 100€ als auch der fehlende PCIe-Stromanschluss des Netzteils die Grenze. Glücklicherweise ist der Grafikkartenmarkt inzwischen wieder deutlich entspannter und somit sind auch gebrauchte Grafikkarten wieder relativ preiswert erhältlich. In diesem Fall habe ich nach eine Nvidia GTX 1650 gesucht, da diese keinen extra Stromanschluss benötigt, eine recht geringe Leistungsaufnahme hat (und somit das 290W Netzteil nicht großartig belastet) und sich preislich in einem passenden Rahmen bewegen sollte. Hier wurde ich ebenfalls auf Kleinanzeigen fündig und konnte eine GTX 1650 für 55€ finden.

Insgesamt wurden also folgende Teile getauscht:

  • CPU: Intel Xeon E3-1225v3 -> Intel Xeon E3-1230v3 (26€)
  • RAM: 1x8GB DDR3-1600 -> 2x8GB DDR3-1600 (veranschlagt mit 12€)
  • Grafikkarte: Nvidia GeForce GTX 750 Ti -> Nvidia GeForce GTX 1650 (55€)
  • SSD: keine -> Samsung 850 Evo (veranschlagt mit 12€)

In Summe wurden also 105€ für das Upgrade ausgegeben.

Das Ergebnis

Leider konnte ich den RAM nicht im Dual-Channel betreiben – hier kam es immer noch einem Bootloop. Somit musste ich die 2 Riegel jeweils im Single-Channel Modus betreiben.

Schrott-PC: Technische Daten nach dem Upgrade

Außerdem wurde Windows 11 natürlich einmal frisch auf die neue SSD installiert und die HDD nach Sicherung der Daten formatiert, damit diese als zusätzlicher Festspeicher genutzt werden kann. Ein 3D Mark TimeSpy Run mit der neuen Hardware resultierte mit der beinahe dreifachen Punktzahl.

Schrott-PC: 3D Mark nach dem Upgrade

Der nur minimal höhere CPU-Score täuscht hier etwas. Reine CPU-Benchmarks wie etwa der Cinebench R20 würden hier einen größeren Vorsprung zeigen. Allerdings ist das Resultat auf jeden Fall zufriedenstellend und der PC gerade dank der SSD deutlich schneller als vorher.

Das Fazit

Lohnt sich ein derartiger PC für jeden? Nein, natürlich nicht.
Findet man immer passende Upgradeteile? Auch hier, leider nein.
Trotzdem gibt es oftmals noch ein zweites Leben für diese Geräte. Gerade alte Workstations, die in Firmen ausgemustert wurden, sind keinesfalls Schrott-PCs, sondern können mit 1-2 kleinen und günstigen Modifikationen noch einige Jahre problemlos weiterverwendet werden. Gerade als Erst-PC fürs Kind oder einen Fortnite-PC muss es nicht immer der neueste i9 und die teuerste RTX 4090 sein.

Hier hilft es also, sich vorher noch einmal die exakten Anforderungen an den PC zu überlegen um damit unter Umständen einige Hundert Euro zu sparen (und nebenbei noch die Umwelt zu schonen!).